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 Lohnt es sich?-Meine Kurzgeschichte.beendet

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BeitragThema: Lohnt es sich?-Meine Kurzgeschichte.beendet   Lohnt es sich?-Meine Kurzgeschichte.beendet EmptyMo März 21, 2011 10:01 am

Lohnt es sich?

Es war dunkel. Schwarze Wände ragten wie riesige Felsblöcke vor ihr auf. Ihre Knie zitterten und man konnte förmlich ihre Angst riechen. Ihre dunkelbraunen Locken klebten nass an ihrer Haut. Die Haare standen ihr zu Berge. Sie zog ihre Knie, die sie mit den Armen umschlungen hielt, näher an sich. Der Schweiß brannte, er schien sie zu verhöhnen, zu verspotten. Sie versuchte, an etwas Glückliches, Positives, zu denken, aber die Angst vernebelte ihr das Gehirn. Stattdessen spukten Schauergestalten in ihren Gedanken, die sie zu zerreißen, zu fressen schienen. Sie streckten ihr blutbesudelten Klauen nach ihr aus, aber sie konnte sich nicht wehren. Ihre Füße waren ihr wie Betonklötze, am Boden festgenagelt. Als sie ein leises Knarren hörte, schreckte sie aus ihren Albträumen.
Wird sie mich finden?
Sie stellte sich vor, wie sich langsam die Tür des Schranks, in dem sie sich versteckte, öffnete, wie ihre Mutter sie grausam anlächelte und sie an den Haaren packte, wie ihr der Schmerz durch den Körper fahren würde, wie sie unter Tränen schreien würde. Die ständige Angst. Aber heute war es schlimmer. Heute war der schlimmste Tag, den sie sich überhaupt vorstellen konnte. Sie war gewöhnt an Schläge und Tritte, an Spott und Hohn, Angst und Ungewissheit. Auch die Einsamkeit war nichts Neues für sie. Doch diese wurde oft durch das Geschrei ihrer Mutter zerrissen.
„Laurie! Du kommst jetzt runter und massierst mir die Füße! Laurie! Bring nachher auch noch den Müll raus! Sonst bekommst du kein Taschengeld!“
Bei diesem Gedanken verzog sie ihren Mund zu einem freudlosen Lächeln. Der Widerspruch in den Worten ihrer Mutter brachte sie beinahe schon zum Lachen. Taschengeld. So etwas hatte sie nie gehabt.
Wieder hörte sie ein leises Knarren. Sie zog nervös das dünne Jäckchen, das ihre Mutter auf einem Flohmarkt erstanden hatte, enger um sich.
Bitte lass mir einmal meine Ruhe! Einmal!
Sie konnte sich die Antwort ihrer Mutter vorstellen.
„Das geht leider nicht“, würde sie mit einer höhnischen Stimme antworten, das hämische Grinsen im Gesicht, „Ich hätte da noch etwas für dich zum tun!“
Sie hörte Schritte, die über den Holzboden eilten und einen seltsamen Nachhall. Es war ihre Mutter mit Stöckelschuhen. Wie oft hatte sie schon gelauscht, wenn sie auf ihre Mutter wartete, und wenn sie dieses Geräusch gehört hatte, dann hatte sie sich schnell versteckt, in der Hoffnung, dass ihre Mutter wieder verschwinden würde. Ihre Mutter war grausam. Aber sie liebte sie. Es war wahnwitzig, das wusste sie, aber wie sollte man seinen einzigen Angehörigen nicht lieben? Sie kannte ihren Vater nicht. Ihre Mutter war ein Einzelkind und Oma und Opa waren schon gestorben. Früher hatte sie bei ihnen Zuflucht gesucht, aber das hatte ihr ihre Mutter nicht mehr erlaubt.
„Laurie!“
Sie zuckte zusammen. Sie wusste, dass ihre Mutter in ihrem Zimmer, unmittelbar neben dem Schrank, stand.
Bitte. Lass mich. Dieses einzige Mal.
„Du musst mir noch bei meinem Brautkleid helfen!“
Ein empfindlicher Punkt von Laurie war getroffen. Das Brautkleid. Ihre Mutter würde heute heiraten. Ryan. Er war fett und trank massenweise an Alkohol. Und einmal hatte sie ihn erwischt, als er auf seinem Bett mit einer Packung Haschisch saß. Laurie verstand nicht, was ihre Mutter an ihm fand. Aber sie verstand auch nicht, dass ihre Mutter so grausam war. Laurie hatte keine Freunde. Die Lehrer mochten sie nicht. Sie hatte ein Jahr, die siebte Jahrgangsstufe, wiederholen müssen und ihre diesjährigen Noten drohten wieder zu kippen. Ihre Mutter und ihr baldiger Stiefvater benutzten sie nur. Das Einzige, was sie gerne tat, war zu schreiben. Gedichte. Sie war einmal nach der Schule in die Bibliothek gegangen. Sie war förmlich in den alten, staubigen Wälzern versunken. Den ganzen Nachmittag hatte sie Gedichte gelesen, von der Antike in die Neuzeit. Große Werke von Autoren wie Schiller oder Shakespeare, sowie kleine Werke von unbekannten Künstlern. Sie hatte gelesen, bis der junge Bibliothekar sie bat, die Bücherei zu verlassen. Dann war sie nach Hause gegangen. Einer der wenigen Tage, an denen sie zufrieden war. Einer der wenigen Tage, an denen sie erfuhr, was Glück bedeutete. Klar, als sie nach Hause kam, gab es Schläge und Prügel, was mit einer Platzwunde endete, aber das war es ihr wert gewesen.
„Laurie, dieses faule Schwein!“, hörte sie ihre Mutter fluchen. Ihr Herz schmerzte.
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen. Jetzt hatte sich doch an etwas Positives gedacht. Sie hörte, wie ihre Mutter wegging und Ryan nach mehr Bier rief. Ihr Alltag machte ihr etwas klar.
Was soll ich hier?
Diese Szene, als sie Ryan rufen hörte, brachte das Fass zum Überlaufen. Laurie wurde klar, dass sie hier nicht gebraucht wurde. Und ihr fiel nur eine Lösung ein.
Selbstmord.
Sie hatte schon oft an diesen Gedanken gedacht. Während sie weiter grübelte, freundete sie sich immer mehr mit dem Gedanken an. Sie wusste auch schon wie. Mehr Freude als Angst und Zweifel erfüllten sie. Nur ein Bedenken hatte sie. Würde sie eine Lücke hinterlassen? Würde irgendwer um sie trauern? Sie wollte niemandem weh tun. Sie lachte im Stillen über sich selbst. Natürlich würde sich niemand um sie scheren. Auch ihrer Mutter würde es egal sein, sie würde einfach ein Dienstmädchen bestellen. Laurie wollten nicht mehr davonlaufen, sich nicht mehr verstecken. Sie wollte eines im Leben selbst entscheiden. Ihren Tod. Sie gab sich einen Ruck und öffnete die Tür. Licht strömte herein und durchbrach die Dunkelheit. Laurie schloss die Augen, um ihre Pupillen vor dem Licht zu schützen. Als sie sie wieder öffnete, blickte sie ein letztes Mal auf ihre Sachen. Ein Schrank mit wenigen Kleidern, ein Bett, ein Schreibtisch. Mehr hatte sie nicht. Die weiß getünchte Wand gab einen seltsamen Kontrast zu dem alten Holzboden. Vor dem Fenster hing ein rosa Vorhang, den sie schon immer gehasst hatte, allein schon wegen seiner Farbe. Trotzdem machte er etwas in ihrem Zimmer aus. Auf dem Schreibtisch lagen, fein säuberlich geordnet, ihre Schulbücher und ihre Hefte.
Tschüss.
Sie drehte sich um und ging einen Schritt zur Tür. Doch dann fiel ihr noch etwas ein. Sie drehte sich um, schritt zu dem Bett, das mit einem weißen Spannbetttuch überzogen war, und griff zielsicher unter die Matratze. Hervor holte sie ein altes Buch, das mit einem grünen Ledereinband eingebunden war. Es war eine Gedichtsammlung. „Werke der Meister“ hieß sie. Sie hatte es mit einem Euro, den sie auf der Straße gefunden hatte, auf einem Bücherflohmarkt gekauft. Das Buch war alt, aber dennoch ihr wertvollster Gegenstand. Sie presste das Buch an die Brust und verließ das Zimmer. Der Flur war leer. Ein letztes Mal betrachtete sie den alten Spiegel, der an der Wand hing. Ryan war wahrscheinlich in der Küche und ihre Mutter bereitete sich auf die Hochzeit vor. In einem stolzen Gang verließ sie das Haus, das einmal ihr Heim gewesen war.
Das ist meine eigene Entscheidung. Und ich bin stolz auf sie.
Ihr Ziel war nur zwei Straßen entfernt. Diesen Weg ging sie schnell ab.
Warum tust du das?, fragte eine Stimme in ihrem Kopf.
Weil ich nicht da sein soll. Keiner will mich., erwiderte eine andere Stimme.
Die Leute ignorierten Laurie. Warum sollten sie sie auch ansehen? Sie war ein Durchschnittsmädchen mit Kleidung, die aussah, als wäre sie schon mehrere Male durch einen Fleischwolf gedreht worden. Die Häuser sagen gleich aus. Jedes war gleich für sie. Sie konnte einen Spielplatz erkennen, zwei kleine Kinder tollten glücklich im Sonnenschein. Sie rutschten die blaue Rutsche hinunter, lachten und hatten Spaß. Zwei Frauen unterhielten sich, eine hatte einen Kinderwagen in der Hand. Sie schienen sehr amüsiert. Vielleicht waren sie die Eltern der beiden Kinder. Doch Laurie sah keiner an. Es schmerzte und sie wusste, dass es nur einen Weg gab, diesen Schmerz zu beenden.
Mein Leben macht keinen Sinn mehr.
Ich werde mich gleich umbringen.
Sie erreichte ihr Ziel. Eine Brücke, unter der eine wenig befahrene Straße hindurchführte. Laurie blieb stehen, um einen Moment bewusst zu atmen.
Dann legte sie ihre Hände an die Brüstung, die so breit war, dass man locker darauf stehen konnte.
Nach einem kurzen Zögern schwang Laurie sich hinauf. Wind schlug ihr entgegen, ihre Haare flatterten ihm Wind. Ein letztes Mal sah sie die Welt an. Häuserdächer. Grauer Asphalt. In der Ferne Wald.
Du wirst mich nicht brauchen, Welt. Du schaffst es auch ohne mich.
Tschüss.
Sie nahm die Gedichtsammlung von der Brüstung, wo sie sie hingelegt hatte und drückte sie an sich.
Du wirst mich begleiten.
Laurie schloss die Augen. Sie hatte genug gesehen. Und das meiste davon war schlecht gewesen. Sie holte tief Luft.
Dann sprang sie.




Achja, da war einiges kursiv geschrieben, aber wenn ich des kopier, ist es immer weg.

Bitte seid bei der Kritik nicht allzu streng zu mir...
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